Vordenker des öffentlichen Nahverkehrs Eckehard Frenz ist gestorben

30 Jahre bürgerschaftliches Engagement für Stadt- und Regionalbahnen

Wie aus dem Kreis seiner Familie bekannt wurde, verstarb Eckehard Frenz am 11. Februar 2012 im Alter von 70 Jahren. Die Kreistagfraktion von Bündnis 90/Die Grünen würdigt die Verdienste dieses bescheidenen Menschen und gleichzeitig außergewöhnlich sachkundigen und unermüdlichen Vorkämpfers für den öffentlichen Verkehr im Kreis Gütersloh und in unserer Region.

Eckehard Frenz mischte sich nicht nur bei Verkehrsinitiativen ein, sondern ab 1989 gab er für die GRÜNEN dem ÖPNV im Verkehrsauschuss und im Arbeitskreis Nahverkehr des Kreises Gütersloh eine vernehmbare Stimme. Unermüdlich stritt er für mehr öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum und gegen überdimensionierten Straßenbau. Er setze Akzente im Nahverkehrsplan, kämpfte erfolgreich für den Erhalt der Linie 43 von Werther nach Gütersloh und deren Verknüpfung mit dem Haller Willem. Sei es die mögliche Wiedereinführung des Personverkehrs auf der Teutoburger Wald- Eisenbahn oder die konsequente Ausschreibung von Linienbündeln zur Verbesserung des Regionalverkehrs, so fanden viele seiner pragmatischen Lösungsvorschläge nachhaltigen Wiederhall bei den Entscheidungsträgern und in der Kreisverwaltung. Sein großes Fachwissen verschaffte ihm in allen Gremien Anerkennung und Respekt.
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Neben seinem Hauptberuf in der EDV-Branche hatte sich Eckehard Frenz bereits in den siebziger Jahren überregional einen Namen als Fachautor für Straßenbahnen und Regionalbahnen in Europa und Nordamerika gemacht. Aus dem Hobby wurde eine Berufung, als die Stadt Bielefeld im Mai 1982 die Straßenbahnlinie über die Alfred-Bozi-Straße einstellte.

Sehr schnell erkannte Eckehard Frenz, dass er Mitkämpfer brauchte. Die Mitglieder der Verkehrs-AG der Bunten Liste Bielefeld staunten jedenfalls nicht schlecht, als bei ihnen ein Herr im Business Anzug und Aktenkoffer erschien und sie aufrüttelte. Sie sollten sich nicht nur gegen den Ostwestfalendamm und die Kahlschlagsanierung im Bielefelder Westen engagieren, sondern ebenso für einen modernen und fahrgastfreundlichen Nahverkehr.

Es gründete sich die Bielefelder Initiative für besseren Nahverkehr, der VCD Ostwestfalen Lippe und die Initiative Haller Willem und Eckehard Frenz war mit seiner schier unerschöpflichen Faktenkenntnis und seiner Fähigkeit zum bodenständigen und gleichzeitig visionären Denken federführend dabei. Mit viel Engagement widmete sich Eckehard Frenz dem Erhalt der Haller Willem-Strecke Bielefeld – Steinhagen – Halle – Dissen-Bad Rothenfelde und verhinderte gemeinsam mit der Initiative Haller Willem die Stilllegung. Eckehard Frenz entwarf Fahrpläne, belegte durch Beispiele aus anderen Regionen, dass ein verlässlicher Takt ein Garant für steigende Fahrgastzahlen ist. Er entwickelt mit das Konzept, welches 2000 als weltweites EXPO-Projekt „Haller Willem – RegionalStationZukunft“ anerkannt wurde und für Furore sorgte. „Der Prellbock muss weg“, das war auch sein Leitgedanke, der 2005 zur Wiedereröffnung des 1984 stillgelegten Teilabschnittes von Dissen-Bad Rothenfelde bis Osnabrück führte. Heute ist der Haller Willem eine Infrastruktureinrichtung, die aus dem Kreis Gütersloh nicht mehr wegzudenken ist.

So wurde Eckehard Frenz nach vielen Jahren der Überzeugungsarbeit für seine Erfolge geehrt. 1987 erhielt er zusammen mit der Initiative für besseren Nahverkehr den Umweltpreis der Stadt Bielefeld für die Arbeit im Dienste der Fahrgäste und 1999 mit der Initiative Haller Willem. Im Rahmen eines Neujahrsempfangs des Bundespräsidenten Roman Herzog wurde er für sein bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet.

An der letzten Auszeichnung, der Verleihung des Klimaschutzpreises der Stadt Borgholzhausen Anfang des Jahres 2012, konnte Eckehard Frenz nicht mehr teilnehmen. Die Fahrgäste von Bus und Bahn haben einen wichtigen Streiter für ihre Belange verloren und wir einen guten Freund.

 

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